Erinnerungen an das Naturbad

Erzählt von Heinz Weiß
Ursprünglich teilten wir uns den Weiher mit Gänsen und Fröschen. Einmal versuchten ganz Mutige sogar ihn mit selbstgebauten Stelzen aus Hopfenstangen zu durchqueren, blieben aber im Schlamm stecken und mussten sich in voller Montur ins Wasser umfallen lassen. Meinen Bruder lockten wir auf das brüchige Eis am Auslass, mussten ihn dann mit Stangen und Schlitten retten und zum Trocknen, leicht angefroren, in eins der nächstgelegenen Häuser, zu Herzogs, bringen.

Das mit Ginster bewachsene Gelände hinter dem „Sandhübbel“, der „Hübbel“ selber und die Sandfläche zwischen Gerstackers und dem Weiher waren beliebte Spielplätze für uns. Im Winter verwendeten wir den „Hübbel“ als Anlauf für eine kleine Skisprungschanze. Im Sommer spielten wir „Räuber und Gendarm“ zwischen den Ginsterbüschen und bis hinein zum Berglasgraben. Die Grasbüschel, die dort wuchsen und sogar der Gänsedreck wurden zu Wurfgeschossen für unsere Knabenspiele.

Der "Sandhübbel" war 1958 noch um einiges höher als heute und die Bäume um einiges kleiner.
Da war es klar, dass wir nicht in unseren „guten Sonntagskleidern“ dort spielen konnten. Also wurden sie abgelegt. An einem der Sonntagabende konnten wir mein neues weißes Hemd nicht mehr finden. Also musste ich heim ohne das „gute Stück“, wohl wissend, was mich dort erwarten würde. Am nächsten Tag wurden wir wieder losgeschickt um es zu suchen. Wir fanden schließlich einen feuchten, schlüpfrigen, grünlichen Stoffklumpen. Es stellte sich heraus, dass es das ehemals weiße Sonntagshemd war. Die Ärmel waren löchrig und überall grüne Grasflecken. Eine der dort grasenden Kühe hatte es wohl teilweise im Maul gehabt und dann wieder fallen lassen. Mutter hat dann daraus ein kurzärmliges Hemd gemacht und es dunkelblau gefärbt.

Der „Kegler“ kam sogar auf die Idee, dass wir dort doch alle Gänse aus dem Dorf zusammentreiben und hüten könnten. Es ging uns dabei wohl in erster Linie um etwas Essbares, das wir dafür von den Gänsebesitzern bekommen würden. Wir bauten uns also in einen der Erdhügel eine Art Unterstand. Wie das mit dem Gänsehüten allerdings klappte weiß ich nicht mehr.

Dann, vermutlich im Jahr 1947, kamen amerikanische Soldaten mit Planierraupe und Bulldozer und machten aus dem Weiher das heutige Schwimmbad. Einer der Soldaten überließ uns sogar, während er arbeitete, seinen „Jeep“, so dass die älteren unter uns auf der Hochfläche vor Klingenhof Fahrübungen machen konnten.

Die alte Baracke war noch aus Holz.
Unsere Mutter betreute einige Sommer lang die Badekasse, verkaufte dort auch Süßigkeiten und später sogar selbstgemachtes Eis. Aus dem ersten „Schwimmbad-Sommer“ habe ich noch die Erinnerung, dass manche Weißenbrunner „nur so zum Schauen“ rein wollten und sich dann mit einem „Schauplatz“ am Zaun abfanden, weil sie den Eintritt nicht bezahlen und doch auch gar nicht baden wollten.

Die Erinnerungen aus den Folgejahren sind drückende Schwüle in der Umkleidebaracke, beängstigende Enge zwischen den verschwitzten Kleidern in der „Garderobenkammer“ und hektischer Betrieb, wenn ein aufziehendes Gewitter, über das wir manchmal froh waren, den Badetag abrupt beendete.

Mit Gustl von der Jugendherberge zusammen versah ich später an manchen Nachmittagen die geforderte „Badeaufsicht“. Ohne DRLG-Ausbildung, ohne spezielle Rettungsgeräte sollten wir in Notfällen helfen. Einem unserer weiblichen Badegäste gefiel diese Rettungsaktion wohl so gut, dass sie jedes Mal, wenn sie da war, auch „gerettet“ werden musste.

Eine meiner letzten Erinnerungen ist ein Ausflugstag mit meiner Schulklasse aus Neumarkt in das Weißenbrunner Schwimmbad.
FUSSBALLSPORTVEREIN WEISSENBRUNN 1949 e.V.