Der Schulanger mit Blick nach Osten Richtung Weißenbrunner Berg.
Am linken Rand ist das alte Schulhaus noch zu erahnen - im Hintergrund das alte Haus der Familie Bloß.
Der Schulanger war unser erster Fußballplatz. Er sah natürlich völlig anders aus als heute. Wir sprachen vom "Oberen Anger" und vom "Unteren Anger".
Der "Obere Anger" begann direkt am Schulhaus und endete an einem kleinen Sandhügel, der zur heutigen Friedhofstraße hin abfiel. Er war fast ein Rechteck.
Der untere Anger war die Fläche, auf der heute die Häuser und Werkstätten von Ritters und Ecksteins stehen. Er senkte sich vom "Oberen Anger" in einem flachen Grashügel zur Dorfstraße hin ab. Der ganze Anger war unbebaut.
Unser Spielplatz für Ball- und Laufspiele war der "Obere Anger". Die obere Begrenzung war der Fuhrweg nach Ernhofen, unmittelbar am Schulhaus.
Die linke Begrenzung, etwa dort, wo jetzt die Schulgartenstraße ist, war eine Hecke aus Maulbeerbüschen und am unteren Ende von Schlehensträuchern.
Dahinter waren nur Felder. Die rechte Begrenzung war ein Fuhrweg, der etwa so verlief wie die heutige Schulstraße.
Vom Schulhaus ab, bis etwa auf Höhe des "Hupferhauses" war der Anger mit kurzem dichtem Gras bewachsen, das auch gerne von Gänsen abgefressen wurde. Der untere Teil war, so wie heute, mehr Sand und harte Gräser.
An erste Fußballspiele erinnere ich mich erst so ab dem Jahr 1946. Wir Kinder trafen uns fast jeden Nachmittag auf dem Anger. Meistens wurde auf ein Tor gespielt. Dafür bot sich der obere Grasteil an.
Fußballtore hatten wir noch keine. Ein Torpfosten war der Reststumpf der Fahnenstange, der andere war ein Kleiderhaufen oder der Lindenstamm. Ob ein Ball zu hoch war, musste jeweils von Fall zu Fall entschieden werden.
Der Torwart musste für beide Mannschaften halten. Eine weitere wichtige Regel war: "Drei Ecken - ein Elfer".
Das größte Problem war immer der Ball. Keiner von uns hatte einen Lederball. Auch die Gummibälle waren sehr selten und meistens klein. Aber das hinderte uns nicht daran viele Stunden dort zu bolzen.
Das Schulhaus hatte drei Räume. An der Längsseite den großen Klassenraum mit zwei Fenstern zum Schulgarten hin. Links hinten einen kleinen Nebenraum, dessen Fenster auch zum Schulgarten hin lagen und vorne neben dem Eingang die Gemeindekanzlei.
Im Nebenraum lagen in einem unverschlossenen Schrank neben anderen Sachen auch zwei oder drei Lederbälle. Sie hatten, wie damals üblich, eine Gummiblase und eine Öffnung, die mit einem Lederriemen zugeschnürt wurde. Aber die waren für den Schulsport gedacht.
Der Lehrer, den wir damals hatten, war nicht bereit, sie uns auch für Fußball außerhalb der Schulzeit zu überlassen. So blieb denn manchmal am Samstagmittag, wenn die Schule aus war, ganz aus Versehen ein Fenster im Nebenraum nur angelehnt.
Einer von den Größeren, die nicht mehr zur Schule gingen, stieg versehentlich über den Schulgartenzaun, fand zufällig das angelehnte Fenster und konnte einen Ball entleihen. Nun gab es richtig Fußball.
Am Samstag immer bis in die Dunkelheit und am Sonntag auf alle Fälle bis zum Mittagessen und manchmal auch noch wieder am Nachmittag. Nach dem Spiel wurde der Ball natürlich wieder zurückgebracht.
Aber es war immer eine riskante Sache und irgendwann hat auch der Lehrer etwas gemerkt und dann war es vorerst vorbei mit einem richtigen Lederball.