Ein neuer Trainer - Hans Vierthaler

Erzählt von Heinz Weiß
Er kam nach Weißenbrunn, zum FSV, wie ein Wunder aus einer anderen Welt. Er kam aus der Stadt und das galt damals immer als etwas Besonderes. Er brachte viele Veränderungen für uns Spieler, unser Spielsystem und auch allerlei Aufwind in die Vereinsarbeit.

Trainiert hatten wir uns bisher mehr oder weniger selbst und unser Spielleiter Hans Gömmel, der Schreiner, der die Mannschaften aufgestellt und betreut hat, hat das mehr aus dem Herzen für den FSV gemacht.

Bei Hans Vierthaler gab es schon eine große Portion von dem, was man heute Professionalität nennt.

Es war irgendwann im Herbst 1951, als wir Spieler erfuhren, dass ein Trainer zu uns kommt. Er kam aus Nürnberg und fuhr einen “Pappdeckel- Lloyd”. Für uns war er immer Herr Vierthaler.

Bisher war unser Training in erster Linie Dauerlaufen auf dem Weg nach Ernhofen und am Waldesrand entlang bis zum oberen neuen Sportplatz und dort Fußballspielen. Nun kam auch etwas Gymnastik dazu, ein Kopfballpendel wurde aufgestellt, gezielt wurden Eckstöße und Elfmeterschüsse geübt. Und so ist es sicher nicht verwunderlich, daß man aus dem Protokoll der Generalversammlung vom 16.12.1951 entnehmen kann:

"Als Spielleiter wurde einstimmig mit 16 Stimmen von der 1. Mannschaft Hans Führtaler gewählt."

Der 1. Aufstieg aus der C-Klasse im Jahr 1952 wurde unter anderem somit auch sein Erfolg. Neben Training für alle Spieler und Betreuung und der 1. Mannschaft kümmerte er sich auch um andere Belange des Vereins und knüpfte Spielbeziehungen zu höherklassigen Mannschaften. Und so war er es auch, der im Wesentlichen die Planung und Organisation der Fahrt in die Ostzone zu Ostern 1954 durchführte. (Bilder siehe Chronik)

Aber so plötzlich, wie er gekommen war, so war er auch wieder weg. Schon im Sommer 1954 wechselte er ausgerechnet zum Nachbarverein FC Altdorf, für den wir immer der “Bauernverein” waren. Umso mehr waren wir dann allerdings erfreut, dass uns ausgerechnet im ersten Punktespiel beim FC Altdorf nach dem Trainerwechsel der bis dahin erste Sieg gelang.

An eine besondere Episode mit ihm erinnere ich mich noch. Normalerweise war er die Pünktlichkeit und Korrektheit in Person. Aber einmal kam er mit ungewöhnlicher Verspätung zur Spielersitzung. Es war an einem Winterabend. Schnee war gefallen und wir wussten ja, dass er direkt von der Arbeit kam und dass bei diesen Straßenverhältnissen eine Verspätung durchaus möglich war. Aber diesmal dauerte es extrem lange. Als er dann schließlich in die Gaststube kam, war er völlig durchgeschwitzt, die Krawatte hing unordentlich am Hals und sein Gesicht war ungewöhnlich blaß. Er brauchte einige Zeit der Erholung bis er berichten konnte, was geschehen war.

Die glatten Winterstraßen hatten ihn gezwungen mit seinem Lloyd sehr langsam und vorsichtig zu fahren. Aber dann vernahm er plötzlich hinter sich mächtigen Lärm und stellte fest, dass einige amerikanische Panzer hinter ihm fuhren. Er wollte ausweichen um sie vorbei zu lassen, aber die machten keinerlei Anstalten dazu. Im Gegenteil! Der erste Panzer fuhr so nahe wie nur möglich an den Loyd mit unserem Trainer heran und hielt diesen Abstand ein und trieb so den Kleinwagen vor sich her. Herr Vierthaler berichtete: “Wenn ich durch die Windschutzscheibe hochblickte, konnte ich über mir nur das Rohrende der Panzerkanone sehen. Ich hoffte immer nur, dass ich mit meinem Auto nicht ins Schlingern oder Rutschen kam, weil ich befürchten mußte, daß der Panzer nicht so schnell zum Stehen kommen könnte. Über mehrere Kilometer dieser “Verfolgungsfahrt” habe ich so viel Angst ausgestanden."
FUSSBALLSPORTVEREIN WEISSENBRUNN 1949 e.V.